Der Begriff wurde in den 1960er Jahren neu geprägt. Die transpersonale Psychologie ist eine Weiterführung der humanistischen Psychologie, deren Vertreter vor allem Erich Fromm war. Begründer der transpersonalen Psychologie waren vor allem Abraham Maslow, Roberto Assagioli, Stanislav Grof, Charles Tart, Frances Vaughan und Roger Walsh und Ken Wilber.
Abraham Maslow hat den Begriff „Peak Experiences“ aufgrund vieler Untersuchungen geprägt, die dann auch „Transpersonale Erfahrungen“ genannt wurden. Roberto Assagioli hat mit der Psychosynthese ein ganzheitliches psychologisches Modell geschaffen, das sowohl eine personale wie auch eine transpersonale Ebene (Überbewusstes) einbezieht. Sie wurde die Grundlage für die Einbeziehung dieser transpersonalen/spirituellen Ebene auch in die Psychotherapie. Stanislav Grof hat auf verschiedene Art und Weise Möglichkeiten untersucht und auch praktiziert, Bewusstseinszustände im transpersonalen Bereich herbeizuführen. Auf ihn ist das holotropes Atmen zurückzuführen, das dieses Ziel verfolgt.
Man kann auch Viktor Frankl und seine Logotherapie in den Bereich der transpersonalen Psychologie einbeziehen. Carl Gustav Jung hat, wie Erich Fromm, den Weg für sie bereitet.
Die transpersonale Psychologie umfasst den Menschen in seiner Ganzheit. Sie unterscheidet eine personale wie auch transpersonale Ebene. Sie ist unabhängig von Religionen, weil es keine Wahrheiten gibt, an die man zu glauben hat. Sie trennt nicht Menschen nach ihrer Rasse, ihrer Religion, ihrer Nationalität, ihrem Geschlecht.
Aldous Huxley hat in seinem Buch „Die ewige Philosophie“ die Geschichte der Transpersonalen Psychologie sehr gut beschrieben. Sie ist also nicht neu entdeckt worden.
Die transpersonale Psychologie geht davon aus, das in jedem Menschen ein spirituelles Zentrum existiert. Diese spirituelle Zentrum wird in der Psychosynthese „Transpersonales Selbst“ genannt. Sehr häufig spricht man auch vom „Höheren Selbst“.
Sie integriert neben einem personalen auch einen transpersonalen (spirituellen) Bewusstseinraums (Überbewusstes) in das menschliche Bewusstsein. Im Gegensatz zum personalen Bewusstseinsraum, in dem der Verstand und das Denken angesiedelt sind, wird hier Verstand und Denken überschritten, transzendiert, wie man es auch nennen kann.
Man gelangt vom Denken in den Bereich des Nicht-Denkens, vom Wissen in den Bereich des Nichtwissens, von der Identifikation mit etwas zum reinen Sein des „Ich bin“. Wer mit diesem Bewusstsein in Kontakt ist, überschreitet jedes Bild, das man von sich selbst hat sowie den Bewusstseinszustand von Getrenntheit, der das Ego möglich macht.
Indem die transpersonale Psychologie auch den Bereich des Überbewussten anspricht, erforscht sie systematisch den Bereich des gesamten menschlichen Potentials. Angesiedelt im Überbewussten sind: Kreativität, intuitive Einsichten, überbewusste Erscheinungen, transpersonale (mystische) Erfahrungen.
Die transpersonale Psychologie geht davon aus, dass spirituelle Antriebe genau so real sind und zum Menschen gehören wie die anderen auf der persönlichen Ebene angesiedelten Antriebe (Selbsterhaltungstrieb, Fortpflanzungstrieb etc.) Diese Antrieb geht über den eher auf der personalen Ebene angesiedelten Trieb der Selbstverwirklichung (das persönliche Potential zu entwickeln) hinaus. Es ist der Antrieb, der nach Selbstrealisierung strebt, der eine Antwort sucht auf die Frage „Wer bin Ich?“
Neben der zuvor genannten Frage „Wer bin ich?“ geht es auch um die Frage, „Wozu bin ich hier?" Welchen Sinn hat mein Leben? Das führt dazu, dass man seine Einstellung zu seinem Umfeld ändert. Man hinterfragt alles, was einem begegnet und im Leben widerfährt. Man fragt, ob nicht ein tieferer Sinn hinter allen Geschehnissen in seinem Leben liegt. Das macht es einfacher, diese Geschehnisse so anzunehmen wie sie sind, und dadurch sein Vertrauen in das Leben stärkt. In der von Viktor Frankl entwickelten Logotherapie steht diese Frage nach dem Sinn im Mittelpunkt des menschlichen Lebens.
Krisen, Schmerz und Leiden werden als Gelegenheiten und Herausforderungen betrachtet, die dazu führen, sich als Mensch weiter zu entwickeln. In der spirituellen Psychotherapie versucht man nicht, „Probleme“ auf der Oberfläche zu lösen sondern die Wurzeln, d.h. die tieferen Ursachen für diese Ereignisse zu erkennen. Diese Krisen können, wie bereits zuvor beschrieben, ein Erwachen zu einer anderen Wirklichkeit führen. Eine Wirklichkeit, die mehr mit meiner Essenz als Mensch und meinem Sein auf dieser Erde zu tun hat.
Mit der Vorstellung des psycho-spirituellen Modells der Psychosynthese wird das Wesen der transpersonalen Psychologie noch deutlicher vermittelt.
Erfahrungen auf der transpersonalen Ebene schienen in der Vergangenheit nur den Mystikern vorbehalten gewesen zu sein. Denken, Zeit und Raum werden überschritten. Sie geschahen immer in der Gegenwart, im Hier und Jetzt. Es sind Augenblicke des Glücks, von vollkommener Liebe und innigster Verbundenheit mit Allem, von Freiheit und Losgelöstheit, von tiefer Freude und unbegrenztem Vertrauen.
Diese Augenblicke hat nahezu jeder Mensch schon einmal erfahren. Man braucht sich nur einmal zu erinnern an Ereignisse im Leben, die unvergesslich wurden, an die man sich immer wieder gerne erinnert. Da war vielleicht ein Naturereignis, ein Sonnenauf- oder Untergang, die Begegnung mit einem Menschen, die Erinnerung der Mutter, als sie ihr neu geborenes Kind zum ersten Mal in ihrem Arm hielt. Jede tiefe Erfahrung von Schönheit, bei dem der Verstand ausgeschaltet ist, kann man auch als eine solche transpersonale Erfahrung betrachten.
Diese Erfahrungen kann man nicht machen. Sie geschehen einfach. Sie geschehen in der Stille, wenn der ständige Gedankenfluss zur Ruhe gekommen ist. Ohne Denken gibt es auch keine Zeit, keine Vergangenheit oder Zukunft. Es gibt keine Getrenntheit mehr, so dass es auch kein Ego mehr gibt. Wenn man sich wünscht, dass diese Erfahrungen anhalten, kehrt die Zeit mit den Gedanken an Vergangenheit und Zukunft zurück. Damit ist man wieder zurück im Alltagsbewusstsein.
Diese Erfahrungen vermitteln etwas vom Wesen dieses Neuen Bewusstsein. Wenn auch nur für kurze Zeit offenbart es sich im Menschen. Die Mystiker aller Religionen haben die gleiche Erfahrung gemacht. Sie dauerten bei ihnen nur länger. Wahrscheinlich lebten sie auch überwiegend in diesem Bewusstsein und konnten so ihre Erfahrungen auch anderen Menschen weiter vermitteln.