Willigis Jäger (geb. 1925) ist Benediktinermönch und Zenmeister. In Japan kam er erstmals mit Zen in Kontakt, praktizierte danach selbst Zen und erhielt schließlich eine Lehrerlaubnis als Zen-Meister. 2001 erhielt er vom Vatikan ein Rede-, Schreib- und Auftrittsverbot. Später wurde die Ausübung jeder öffentlichen Tätigkeit untersagt. Er ließ sich von seinem Kloster beurlauben und wurde 2003 spiritueller Leiter des Benediktushofes in Holzkirchen in Unterfranken, wo er bis heute lebt und arbeitet.
Ganz besonders für diejenigen, die ihren Weg auf der Grundlage christlicher Mystik gehen wollen, ist Willigis Jäger der ideale Wegbegleiter. Er sieht sich auch selbst als ein Wegbegleiter und vergleicht seine Rolle mit der Aufgabe eines Bergführers, der als Kenner des Weges andere zum Gipfel begleiten möchte.
Im folgenden Auszüge von der CD "Ganz
Mensch sein" . In dem hier geführten Vortrag beantwortet Willigis Jäger die vier Fragen, die sich häufig
erwachte Menschen fragen: "Woher komme ich? Wer bin ich? Wozu bin ich hier? Wohin gehe ich?" Am Ende spricht er
auch über die Evolution und die Notwendigkeit einer Transformation der christlichen Religion.
"Wer bin ich? - Wir sind inkarniertes Bewusstsein. Wir sind etwas, was sich in uns eingrenzt,
was wir Gott nennen. Gott grenzt sich ein im Baum als Baum, im Tier als Tier, im Mensch als Mensch. Ein anderer
Vergleich: Er grenzt sich ein gleichsam als Welle im Ozean. Aber wenn die Welle erkennt, wer sie wirklich ist,
erkennt sie, dass sie Ozean ist. Es geht darum zu begreifen, dass wir viel mehr sind, wenn wir diese rationale
Struktur öffnen können. Und genau darum geht es in der Mystik des Ostens und des Westens. ... Christlich
ausgedrückt heißt das, mehr zu begreifen von dem, was wir Gott nennen."
"Dieses mystische Element ist die Garantie, dass unsere Spezies (Mensch) diesen Status, den wir heute
haben, überdauern wird. Dass dies die nächste Stufe der Evolution unseres Menschseins ist. Die Evolution geht
weiter. Ich fürchte, in einigen Jahrtausenden schaut die Spezies homo sapiens, falls sie sich dann
noch so nennt, auf uns von heute zurück, wie wir auf die Affen zurückschauen. Die Evolution geht weiter. Sie
bleibt nicht stehen. Das heißt, dass ich mich jetzt so verstehen kann wie ich bin, als eine Manifestation
dieser Urwirklichkeit Gott......Und dass dann im transpersonalen Bewusstseinsraum auch die Sinndeutung meines
Lebens liegt."
"Wir brauchen ein neues Paradigma: Ich bin nicht Materie, dass eine spirituelle, religiöse Erfahrung
macht. Ich bin diese göttliche Wirklichkeit, die diese menschliche Erfahrung macht in dieser Struktur. Der
Mensch braucht nicht Religion, der Mensch ist Religion. Der Mensch ist wie er ist der Vollzug des Göttlichen in
dieser Gestalt. Und so ist die mystische Religion nicht Rückzug in die Einsiedelei, sondern ist die Erfüllung
meines Menschseins im Alltag."
"Die Religion braucht nicht eine Reformation. Sie braucht eine Transformation. Reformationen gab es
genug. Ken Wilber sagt, das ist ein Herumschieben von Möbeln im gleichen Stockwerk. Wir müssen auf eine neue
Ebene kommen, um von dort Religion neu zu verstehen und fruchtbar machen für uns. Die christliche Religion
geriet in eine Krise, weil die Menschen aus dem Welt- und Menschenbild, wie es immer noch Bestandteil hat in
der Verkündigung heute, herausgewachsen ist. Wir brauchen den Mut, unser christliches Selbstverständnis zu
ändern."
Unter der Überschrift "Die kosmische Weltsicht des 21. Jahrhunderts erfordert eine zeitgemäße globale
Spiritualität" hat Willigis Jäger einen 'Brief an Gott' geschrieben.
Sehr empfehlenswert: "Die
Welle ist das Meer"
Für den, der noch tiefer in das Thema Mystik eindringen möchte, empfiehlt sich
: "Wiederkehr der Mystik"
Und besonders zu empfehlen ist eine Teilnahme an den Veranstaltungen des Benediktushofes.